
Testamente fördern den Frieden
25.01.2025Claudia Allkemper, Fachanwältin für Familien- und Erbrecht der Kanzlei JEP Rechtsanwälte und Notare, brennt für ihren Beruf als Juristin und konfrontierte den Empfehlungsclub beim heutigen Frühstück mit der Endlichkeit unseres irdischen Seins und auf ihr Fach bezogen mit der Frage: Brauche ich eigentlich ein Testament?
Es ist ein schwieriges Thema, mit Tabu behaftet und nur schwer in einen zehnminütigen Vortrag zu packen. Und wer sich überwindet, ist gut beraten, denn ein professionell ausgearbeitetes Testament ist immer besser als ein schlechtes oder gar kein Testament. Denn irgendwo schlummert er in uns, der letzte Wille, und wir können mit mehr Ruhe aus dem Leben scheiden, wenn sichergestellt ist, dass nach unserem Willen verfahren wird.
Im Rahmen eines Erstgesprächs stellt sich zunächst die Frage, ob es bereits ein Testament gibt, denn ein bestehendes Testament muss beim Verfassen eines neuen berücksichtigt werden, denn womöglich wurde es gemeinsam mit dem Ehegatten erstellt oder es gibt einen Erbvertrag. Der zweite wichtige Punkt ist die Familiensituation – wer wäre gesetzlicher Erbe? Das sind im Regelfall die nächsten Familienangehörigen. Über die Analyse der Familiensituation entsteht der Dialog, der zu den individuellen Lösungen auf Grundlage der persönlichen Wünsche führt. Hierbei müssen zum Teil schwere Schicksalsschläge oder auch ewige Familienkonflikte berücksichtigt werden. Absolute Verschwiegenheit gehört zum Beruf und unsere Juristin bringt durchaus einiges an eigener Lebenserfahrungen mit. Sie berät zum Pflichtteilsrecht aber auch zu den Besonderheiten von Patchworkfamilienkonstellationen, die über mehrere Generationen hinweg sehr komplex sein können.
Auch nichteheliche Familiengemeinschaften bringen besondere Herausforderungen mit sich, da keinerlei gesetzlichen Ansprüche seitens des nichtehelichen Lebenspartners bestehen. Das kann man im Testament bedenken, aber dann schlägt die Erbschaftssteuer zu. Steuerliches will also auch bedacht werden.
Ein Testament ist somit immer ein Einzelfall, und das sog. Berliner Testament passt häufig so gar nicht. Gut, wenn man dabei auf die einfühlsame Beratung einer erfahrenen Notarin zurückgreifen kann.
Eine Buchempfehlung gab’s nebenbei auch: Prominente Testamente – Was die Schönen und Reichen falsch gemacht haben. Unter anderem am Beispiel von Picasso zeigt sich, was Testamente oder nicht vorhandene Testamente für Streitigkeiten nach sich ziehen können.